Donnerstag, 26. April 2012

Beschreiben Sie Fausts Zustand zu Beginn der Szene „Wald und Höhle“.

Zu Beginn der Szene "Wald und Höhle" dankt Faust dem Erdgeist für den wunderbaren Wechsel in seinem Leben und die schönen Stunden, die er mit Gretchen verbringen konnte ("Geist, du gabst mir, gabst mir alles, warum ich bat.", V.3217-3218). Außerdem befindet er sich in einem sehr emotionalem Zustand, da er sich seinem Glück bezüglich Gretchens Hingabe zu ihm bewusst wird. Zum ersten Mal im Drama zeigt Faust eine demütige Haltung, da er sich sehr geehrt zu scheinen fühlt, von dem Erdgeist persönlich ein so großes Glück empfangen zu haben ("Gabst mir die herrliche Natur zum Königreich, Kraft, sie zu fühlen, zu genießen.",V. 3220-3221). Es wird deutlich, dass er sich zu Beginn der Szene noch sehr geborgen und sicher fühlt, da er sich vom Erdgeist geführt und geschützt glaubt (V.3232).
Des Weiteren scheint Faust so von seinem Glück erfüllt zu sein, dass er auch für seinen Gefährten Mephisto Dank empfindet, der ihn zwar stets versucht negativ zu beeinflussen, ohne den Faust aber auch keine Liebesbeziehung zu Gretchen eingegangen wäre ("Du gabst zu dieser Wonne, die mich den Göttern nah und näher bringt, mir den Gefährten, den ich schon nicht mehr entbehren kann.",V. 3241 ff).
Zusammenfassend scheint sich Faust zu Beginn der Szene in einer Art Trance oder Traumwelt zu befinden, in der er sich vollständig der Faszination seines veränderten, neuen Lebensgefühls hingibt, welches er glaubt, dem Erdgeist zu verdanken.

Mittwoch, 25. April 2012

"Die Tragik Fausts liegt in seiner dauernden Ruhelosigkeit und Unzufriedenheit, die ihn im ersten Teil des Dramas zu einer schwachen, seiner selbst nicht mächtigen Figur macht."

Diese Aussage empfinde ich zur Beschreibung des Dramas und der Person Fausts sehr passend, da es für Faust keine offensichtlichen Gründe für die andauernde Verzweiflung und das Gefühl der Aussichtslosigkeit gibt, die ihn beinahe in den Selbstmord treiben. Stattdessen scheint es für mich so, dass Faust zu Beginn des Dramas in der Szene "Nacht" zum ersten Mal an einem Zeitpunkt ankommt, an dem er sich, statt mit Wissenschaft, mit sich selbst zu beschäftigen beginnt. Meiner Meinung nach ist seine Enttäuschung über sein Leben zum großen Teil selbstverschuldet, da er das Leben kaum aktiv erlebt zu haben scheint, sondern sich stattdessen in das Lesen und Studieren von wissenschaftlichen Informationen gestürzt hat. Da aber sein Leben nie von schlimmen Schicksalsschlägen, im Gegensatz zu Gretchens Leben, deren Schwester gestorben ist, betroffen gewesen zu sein scheint, wirken seine Beschwerden  wie das Resultat seiner eigenen Lebensführung, die sehr emotionslos, vernunftsorientiert und passiv ist. Hätte er sich in der Vergangenheit häufiger auf Gefühle eingelassen, hätten er dieses "Taubheitsgefühl" vielleich früher bekämpfen können.
Durch seine Erkenntnis, dass alles, worauf er sein gesamtes Leben aufgebaut hat, ihn als Menschen nicht weiterbringt, begibt er sich auf eine lange Suche, um seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Da Faust aber gar nicht genau zu wissen scheint, wonach er sucht, ist diese Suche zwar noch immer hilfreich, da er sich einer neuen Aufgabe widmen kann, doch sie führt ihn auch in eine unruhige Lebensphase, in der er sich neben seinem Leben, vor allem erstmal sich selbst bewusst werden muss.
Zusammenfassend unterstütze ich die These, dass Faust zu einer tragischen Figur wird, da er sich nicht aus seiner Unzufriedenheit und Ruhelosigkeit befreien kann, sehe aber aufgrund seines ständigen Strebens, besser und gottgleicher zu sein als die anderen Menschen und alles zu wissen, eine Selbstverschuldung Fausts für sein eigenes Unglück!

Szene 17: Wald und Höhle

Inwieweit lässt sich Szene 17 als Mittelpunkt des Dramas bezeichnen?
In der Szene "Wald und Höhle" kommt es zu einer Art Selbsterkenntnis Fausts. Die gesamte vorausgegangene Handlung wird noch einmal reflektiert und im Hinblick auf Fausts Charakterwesen, welches ja von Beginn an durch die Wette zwischen Mephisto und dem Herren eine Leitfrage des Dramas ist, untersucht.

Zunächst befindet sich Faust alleine im Wald und wird sich seinem starken Zwiespalt bewusst. Zum Einen dankt er dem Erdgeist dafür, dass er es Faust möglich gemacht hat, diese schöne Zeit mit Gretchen zu erleben ("Vergönntest mir in ihre Brust wie in den Busen eines Freundes zu schauen.", V.3223-3224). Zum Anderen fühlt sich Faust aber auch schuldig, da ihm in dieser Szene bewusst wird, dass seine starke Hingabe für Gretchen nicht aus ehrlichen Gefühlen seinerseits resultiert, sondern dass es sich hierbei um ein triebhaftes Verlangen handelt. Folglich erlangt Faust an dieser Stelle Erkenntnisse über sein Wesen, denen er sich zuvor nicht bewusst war: Auch er ist ein triebhaftes, egoistisches und rücksichtsloses Wesen ("So tauml' ich von Begierde zu Genuss, und im Genuss verschmacht ich nach Begierde.",V. 3249-3250).
Nachdem Mephisto zu ihm hinzugestoßen ist, beginnen der Teufel und Faust eine starke Auseinandersetzung zu führen. Dabei versucht Mephisto ihm deutlich zu machen, dass er sich dem sexuellen Verlangen hingeben soll, da auch Gretchen sich nach körperlicher Zuwendung sehnt. Er kritisiert außerdem Fausts ständige Ratlosigkeit, macht ihm klar, dass er ohne Mephisto nicht mehr leben würde (V.3266-3267) und hält ihm seine Unentschlossenheit bezüglich des weiteren Verlaufs seiner Beziehung zu Gretchen vor. Daher versucht er ihn zu ermutigen, zu Gretchen zu gehen (V. 3303 ff). Während Faust sich über seine Gefühle noch immer nicht vollständig im Klaren ist und einerseits Wut, aber andererseits auch Scham über Mephistos Äußerungen empfindet und sich nicht anders zu verteidigen weiß als den Teufel für seine ungebändigten Anklagen zu beschimpfen ("Pfui über dich.", V.3293; "Schlange! Schlange!",V. 3324), ist Mephisto darüber empört, dass sich Faust selbst belügt ("Und kurz und gut, ich gönn Ihm das Vergnügen, gelegentlich sich etwas vorzulügen doch lange hält Er das nicht aus.",V. 3297-3299).

Durch den Dank an den Erdgeist, die Zusammenfassung der Entwicklung der Beziehung zwischen Faust und Gretchen sowie der abschließenden Beurteilung von Fausts Wesen wird in dieser Szene die vorangegangene Handlung noch einmal zusammengefasst.
Außerdem werden bereits wichtige Leitfragen behandelt (Ist der Mensch vernünftig oder durch Triebe bestimmt?, Hat Faust sein Leben mit dem Rufen des Erdgeistes verändern und zum Guten wenden können?).
Aus diesen Gründen ist die Szene "Wald und Höhle" in meinen Augen als ein Mitttelpunkt des Dramas zu bezeichnen und gibt bereits Eindrücke davon, wie sich Faust durch die Offenbarung von triebbedingtem Egoismus und damit auch die Wette zwischen dem Herren und Mephisto im weiteren Verlauf entwickeln könnte.

Montag, 23. April 2012

Szene 9: Hexenküche

Mephistopheles hat sich nun, nach dem Beschließen der Wette, zu einem ständigen Begleiter Fausts entwickelt, der ihm einerseits aus seiner Verzweiflung aufgrund seines unstillbaren Durstes nach neuer Erkenntnis befreien soll, andererseits aber auch den Pakt mit dem Herren im Auge behält und vor diesem Hintergrund bemüht ist, Faust in die Triebe der Lust zu leiten.
In der Szene "Hexenküche" betreten Faust und Mephistopheles eine Küche, in der eine Hexe, die für mich immer das Böse, Hinterlistige und natürlich auch Magische verkörpert, Zaubertränke zubereitet. Es wird deutlich, dass die Hexe großen Respekt vor Mephistopheles, der in der Welt des Bösen als der Teufel der Höchstgestellteste und ein Vorbild zu sein scheint ("Sinn und Verstand verlier ich schier, seh ich den Junker Satan hier!", V.2504), während dieser die alte Frau sehr herablassend behandelt ("Erkennst du mich? Gerippe!Scheusal du! Erkennst du deinen Herrn und Meister?", V.2481-2482) und ihr die Aufgabe gibt, Faust einen Verjüngungstrank zu verabreichen (V. 2519).
In dieser Szene herrscht meiner Meinung nach eine sehr geheimnisvolle und magische Stimmung vor. Dies wird vordergründlich durch die Beschreibungen der Küche mit den sprechenden Tieren, den vielen Gefäßen und Tränken und der alten Hexe, die mit unverständlichen Beschwörungen Magie heraufbeschwört, hervorgerufen.
Für mich beschreibt die Farbe "Dunkelblau" diese Szene sehr passend, da ich sie als die Farbe der Zauberei empfinde.
Des Weiteren wirkt die Szene auf mich zum einen für Faust befreiend und erlösend, da er sich einen Wunsch nach dem Ende der rastlosen Suche nach neuem Wissen erfüllen und seine Lebensqualität wieder verbessern kann. Die Verjüngung scheint mir daher zunächst als ein sehr hilfreiches Angebot von Mephistopholes.
Andererseits erweckt das Gespräch zwischen der Hexe und Mephistopholes für mich auch einen bedrohlichen Anschein, da sie über Gefahren des Trankes tuscheln (V.2526), Faust sich diesen Risiken jedoch nicht bewusst ist, da Mephistopheles ihn nicht darüber in Kenntnis setzt. Er wird folglich hintergangen und gerät scheinbar, in der Annahme, dass sich der Aufenthalt in der Hexenküche für ihn positiv auswirkt, in eine ungeahnte Gefahr.
Bildlich stelle ich mir hierzu ein tiefes, dunkelblaues Meer vor, in dem man in einem heißen Sommertag baden möchte, um sich von der glühenden Hitze zu befreien. Allerdings it das Meer so tief und trüb, dass man nicht hineinsehen kann und vertrauen muss, dass sich unter der Wasserberfläche keine Gefahren verbergen.
Auch hier erscheint wieder die Farbe "Blau", die viele Aspekte, die sich mir in dieser Szene erschließen lassen, verbindet.
Da der Besuch bei der Hexe für Faust aber auch Hoffnung auf eine Befreiung von seiner Verzweiflung bringt, wäre auch ein helleres "Blau" zur Beschreibung von Fausts inneren Erwartungen an den Zaubertrank zutreffend, da die Farbe aus meiner Sicht die Farbe der Freiheit ist (Diese Assoziation könnte vermutlich durch den Himmel als eine wichtige Metapher von Freiheit resultieren; Vergleich: Lied "Über den Wolken" von Reinhard Mey).

Zusammenfassend habe ich mich dazu entschieden, dass die Eigenschaften der Farbe "Blau" und die Assoziationen mit der Farbe gut geeignet sind, um die 9. Szene zu beschreiben, da die Farbe sowohl eine negative Atmosphäre, die durch eine Bedrohung durch den Zaubertrank beim Leser hervorgerufen wird, wie auch die hoffnungsvolle Erwartungshaltung bezüglich Fausts möglicher Befreiung aus der Aussichtlosigkeit, unterstützt!

Sonntag, 15. April 2012

Szene 5: Vor dem Tor

Es ist Ostern und die Dorfbewohner begeben sich auf die Straßen um die Auferstehung Jesus zu feiern. Sie befinden sich alle in ausgelassener, fröhlicher Stimmung und singen, wobei sich die Männer vor allem viel über verschiedene Frauen unterhalten ("gewiss dort findet ihr die schönsten Mäschen",V.814-815; "dort hinten kommen zwei, sie sind gar niedlich angezogen, 's meine Nachbarin dabei", V.837 ff.). Schließlich erscheinen Wagner und Faust und es wird deutlich, dass sich Faust von seiner starken Verzweiflung bereits erholt hat, da er mit Freude die Feier beobachtet und sich in der Menge der Menschen, die an diesem Tag all ihre Sorgen vergessen zu scheinen, sichtlich wohlzufühlt ("Sie feiern die Auferstehung des Herrn, denn sie sind selber aufgestanden", V.921-922; "Hier ist des Volkes wahrer Himmel", V.938; "Hier bin ich Mensch, hier darf ichs's sein", V.940). Wagner hingegen macht deutlich, dass er die Ausgelassenheit der Dorfbewohner verachtet, da sie für ihn "vom bösem Geist getrieben" (V.946) sind. Als die beiden Männer auf die Dorfbewohner treffen, verhalten diese sich mit großem Respekt und Ehrerbietung für Faust und bewundern seine Arbeit als Arzt (V.981 ff). Doch auch die besonderen Taten von Fausts Vater werden vom alten Bauern als großes Geschenk angesehen, sodass dieser zuletzt als ein Lebensretter dargestellt wird (V. 998-999).
Schließlich gehen Faust und Wagner weiter und entfernen sich von der fröhlichen Menge, sodass Faust wieder in eine nachdenkliche Stimmung verfällt und die Taten seines Vater, die kurz zuvor so angepriesen wurden, nun bedauert, da dieser, statt den kranken Menschen zu helfen, viele in den Tod getrieben hat, indem er statt einer gesundheitsfördernden Medizin ein Gift hergestellt hat, dem viele Kranke zum Opfer fielen. Besonderer Scham kommt in Faust angesichts der Tatsache auf, dass er dieses Gift auch persönlich verabreicht hat (V. 1034 ff).
Zusammenfassend ist Faust schockiert, dass sein Vater dennoch nie für diese Morde von den Menschen in ihrer Unwissenheit verurteilt wurde, sondern stattdessen sogar noch als ein ehrenhafter, selbstloser Retter beschrieben wird ("Sie welkten hin, ich muss erleben, dass man die frechen Mörder lobt", V. 1054-1055).
Am Ende der Szene kommt in Faust erneute Wehmut über die Begrenztheit der menschlichen Erkenntnis und die vielen Irrtümer, mit denen sie leben, auf (V. 1064 ff).
Er erklärt Wagner außerdem, dass in ihm zwei Seelen wohnen, die eine sehnt sich nach dem menschlichen Leben, das er kurz zuvor bei den Feierlichkeiten so genossen hat. Der andere Teil Fausts sehnt sich danach, die Grenzen der Menschlichkeit zu übersteigen und aus der gewohnten Umgebung zu fliehen und neue Erfahrungen und Erkenntnisse zu sammeln (V.1112 ff).

In diesem Kapitel wird mir endlich deutlicher, in welchem Zwiespalt sich Faust befindet, der zwar im vorangegangenem Kapitel schon angedeutet wurde, jedoch für mich noch nicht ausreichend klar wurde.
Hier zeigt gerade das Osterfest das Leben der Menschen, die nur zu solchen Festlichkeiten ihrem Altagstrott entfliehen können. Faust scheint sich in der Gesellschaft der Dorfbewohner sehr wohlzufühlen, womöglich weil sie ihm ein Leben vor Augen führen, dass zwar zum Teil von Naivität und Begrenztheit bestimmt ist, aber dafür nicht von den tiefgründigen Zweifeln und Sehnsüchten, die Faust verspürt.
Allgemein ist Faust in meinen Augen aber auch eine sehr emotionale und sogar launische Person, da seine Stimmungen sehr stark durch seine Umgebung beeinflusst werden und es wird sehr deutlich, dass er jede ruhige Minute damit verbringt, einen Blick auf sein Leben, seine Sehnsüchte und Sorgen zu werfen. Die Beschreibungen seiner Sehnsüchte nach fernen Ländern, die ein Teil seiner Seele verspürt, empfinde ich hierbei als sehr träumerisch und detaiiliert, wodurch seine weitreichende Phantasie, aber in denen auch eine gewisse Selbstüberschätzung deutlich wird, da er sich nicht mehr als ein normaler Mensch sehen will, sondern eine höhere Stellung und Macht anstrebt.

2. Teil zu "Nacht"

Nachdem der Leser einen ersten Eindruck von der Figur Faust, seinem Bildungsstand und seiner Gefühlslage erhalten hat, wird ein Wandel im Kapitel "Nacht" deutlich, da Fausts depressive, verzweifelte Stimmung einem hoffnungsvollem Ausblick weicht, der doch noch seinen Durst nach weiterer Erkenntnis mithilfe der Magie stillen könnte, indem er einen Geist heraufbeschwört (V. 475- 480). Während Faust euphorisch auf das Erscheinen des Geistes reagiert, ist dieser schnell durch Fausts Selbstüberschätzung verägert, der sich dem Geist nah fühlt (V. 511) und sich sogar als einen, dem Geist ebenbürtigen Menschen, bezeichnet (V. 500). Der Geist macht dem übermütigen Faust jedoch schnell klar, dass dieser lediglich ein unbedeutender Mensch ohne besondere Fähigkeiten ist ("Ein furchtsam weggekrümmter Wurm", V. 498; "Du gleichst dem Gott den du begreifst, nicht mir!", V.512-513). Daraufhin verschwindet der Geist. Durch Fausts lautes Flehen an den Geist und seine bestürzten Ausrufe nach dessen Verschwinden, erscheint die Figur Wagner, die in dieser Nacht durch Fausts laute Stimme geweckt wurde (V.522). Die beiden Männer unterhalten sich über das Erlangen von Erkenntnis, wobei Wagner Fausts Verzweiflung nicht nachvollziehen kann, da er selbst der Wissenschaft sehr opitmistisch gegenübersteht. Außerdem scheint es für Wagner nicht möglich zu sein, so tiefgründige Gedanken zu entwickeln wie Faust, was ihm ein weiteres Hindernis ist, diesen aufheitern zu können.
Nachdem Wagner wieder gegangen ist, verfällt Faust erneut in eine tiefe Melancholie, in der er sich, ausgelöst von der kurzen Anwesenheit des Geistes, seiner Unbedeutenheit im Universum bewusst wird ("Ach! Die Erscheinung war so riesengroß, dass ich mich recht als Zwerg empfinden sollte", V. 612-613). Schließlich ist Faust so verzweifelt, dass er sich mithilfe einer Schale Gift das Leben nehmen möchte (V.735 ff.).
Doch kurz bevor er das Gift trinkt, tritt ein Engelschor auf und hindert den verzweifelten Wissenschaftler somit am Selbstmord. Dieser Gesang gibt Faust neue Hoffnung. Auch wenn ihn der Glaube an Gott fehlt, schöpft er, hervorgerrufen durch die Erinnerung an seine schöne Jugend, wieder neuen Lebensmut (V. 765-770).

Sonntag, 25. März 2012

Szene 4: Nacht

Nun taucht auch Faust selbst auf und wie ich bereits angenommen habe, spielt auch in dieser Szene der Zusammenhang zwischen Mensch und Wissenschaft eine tragende Rolle.
In den Versen 355-385 wird deutlich, dass Faust eine hochgebildete Person ist und viele verschiedene Wissenschaften studiert hat ("Habe nun, ach! Philosophie, Juristerei und Medizin, Und leider auch Theologie! Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.", V. 355-357).
Doch trotz seiner hohen Stellung im wissenschaftlichen Bereich, denn es scheint fast so, dass man zu seiner Zeit nicht gelehrter hätte sein können als Faust es beschreibt, und seiner Verantwortung, die er als Lehrer gegenüber seinen Schülern trägt, bedauert Faust, dass er noch immer zu wenig weiß (V.358-359; V.371- 373).
Er beklagt weiterhin, dass ihm sein ganzes Wissen nicht weiterbringt im Leben, da er weder reich ist, noch hohes Ansehen genießt (V.374-375) und seine Klugheit ihm zudem seine Lebensfreude genommen zu haben scheint (V.370).
Schließlich beschließt Faust sich "der Magie zu ergeben" (V.377), da er ein Leben, in dem er ewig nach Erkenntnis strebt, die trotz allem nie vollendet sein wird, als sinnlos erachtet.
Im ersten Abschnitt dieser Verse nutzt Goethe sprachliche Mittel, um das außergewöhnlich gute Studium Fausts als belanglos und überflüssig erscheinen zu lassen. Dies wird zum einen durch die Aufzählungen der Wissenschaften (V. 355.356) also auch durch den Ausruf "ach!" (V. 354) und die Aussage "Und bin so klug als wie zuvor" (V. 359) erzeugt. Um Fausts schwierige und unglückliche Situation sprachlich zu unterstreichen, sind zu Beginn der Szene "Nacht" Wörter verwendet worden, die starke Emotionen wiedergeben ("plagen", V.368; "alle Freud entrissen", V.370). Der Vergleich mit dem Hund (V.376), mit dem Faust hier zeigt, dass er nicht einmal diesem seine Lebenssituation wünscht, verstärkt den Eindruck, dass sich Faust als Opfer der endlosen Suche nach gesättigter Erkenntnis sieht und sich selbst für seine Position bemitleidet.